Die Kunst des coolen Fallens.

Ein cooler Slide mit Wanderschuhen – ohne zu fallen!
Zugegeben: Fallen ist schon irgendwie fies. Vor allem, wenn man Zuschauer hat. Fällt man beim Sport, z.B. beim Tennis oder Radfahren, kommt das immer atemberaubend spektakulär. Manchmal ist Fallen dabei sogar Pflicht wie beim Fallrückzieher im Fußball oder beim Sliden im Baseball. Von Base zu Base zu rutschen bringt eine Menge Spaß und weil es eine Art des kontrollierten Fallens und Schlitterns ist, sieht das sogar meist ziemlich stylisch aus. 
In echt und ohne Sport ist Fallen eher uncool. Vor Jahren bin ich mal vor meiner Haustüre ausgerutscht und hingefallen. Direkt in dem Moment, als meine Nachbarin heraustrat, die dann überrascht fragte: »Was machst du denn da?« – Ja, was machte ich da eigentlich? 'Ne kleine Pause? Ein Picknick? Eine Sitzblockade? Bekloppte Frage, aber ich glaube, sie wollte die Antwort ohnehin nicht wissen, überließ sie mich doch ziemlich schnell einfach mir selbst. Weitere Schmach blieb mir so wenigstens erspart. 
Mit den Jahren summierten sich meine Stürze (auf nassen Holzdielen nach einer Weihnachtsfeier, im Schnee während meines obligatorischen Jahresendlauf, auf dem Weg zu einem Geburtstag …), so als läge mir etwas daran, eine sportliche Disziplin draus zu entwickeln. Inzwischen bemühe ich mich mehr und mehr um den Style, was nicht einfach ist, schließlich kann man sich nur schwerlich aufs Fallen vorbereiten (wobei ich glaube: Functional Training und Koordinationstraining hilft). Ziemlich cool muss mein Ausrutscher auf einer Eisfläche ausgesehen haben. Ich zwischen zwei Kollegen auf dem Nachhauseweg. Wie so oft meine Sporttasche in der Hand – und plötzlich verlor ich den Bodenkontakt. Warf Beine und Sporttasche in die Luft und landete kurze Zeit später unsanft auf dem Hintern. Ich versuchte noch meine Tasche aufzufangen, aber die landete relativ weit weg von mir. Ein Abzug in der B-Note.
Für den Sturz vom Rennrad letztes Jahr konnte ich nichts. Zeugen zu Folge hatte er Stunt-Qualitäten.
Mein diesjähriger brillantester Sturz gelang mir während eines Laufs auf Sylt. Es dämmerte leicht. Ich war mindestens 13 km/h schnell und überquerte eine Straße, auf deren gegenüberliegenden Seite die Ferienwohnung lag. Diese schwere Metallkette, die über dem Bordsteinrand hing, sah ich genau eine Sekunde bevor ich nahezu ungebremst hineinlief. Ich fiel der Länge nach drüber. Direkt vor eine Menschentraube und vor die Füße einer Frau, die sich später als direkte Türnachbarin entpuppte. Glücklicherweise kam ich ohne bleibende Schäden davon – außer verletztem Stolz, Schnittwunden am Bein und Prellungen. Ich kann es schwer einschätzen, aber ich glaube, der Sturz sah ziemlich gut aus. Je länger die Flugphase, desto cooler. So viel habe ich mit den Jahren gelernt.
Mein jüngster Clou übrigens: ein Fast-Sturz beim Wandern. Ich schlitterte überraschend den vom Regen aufgeweichten Bergweg hinab und das – wohl gemerkt – ohne zu Fallen. Ich konnte mich geschickt mit den Händen auffangen. Wie ein Profi – der ich ja inzwischen bin. Und wie beim Baseball-Slide, eine Art kontrolliertes Fallen und Schlittern. Mein guter Freund Olli bestätigte: »Es sah sehr eindrucksvoll aus.« Ich triumphiere immer noch.
Solltet Ihr also Lust auf einen Contest haben, meldet Euch – ich bin allzeit bereit. Vielleicht mach ich auch 'nen Kurs draus. 

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